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Goldberg-Variationen transparent gespielt von Denis Patkovic
Süddeutsche Zeitung

München - Denis Patkovic kommt erst einmal ohne Instrument auf das Podium der Allerheiligen-Hofkirche und greift sich ein Mikrofon. Vergangene Woche sei er mit dem letzten Direktflug aus Tokio in München gelandet, erzählt der Akkordeonist sichtlich bewegt, ein knappes Jahr habe er in Japan gelebt. Zum Gedenken an die Opfer der Katastrophe spielt er ein Stück des in Hiroshima geborenen Komponisten Toshio Hosokawa - "Melodia". Ein unendlich lang schwingender Tonstrahl erblüht da im Diskant; im Bass wabern Urgewalten, reiben sich aneinander in Langsamkeit - so, als klaffe der Erdboden in Zeitlupentempo auseinander. Tief hinab steigt Patkovic auch mit "seinen" Goldberg-Variationen, die er "Gold berg/mine Variations" nennt: Sein Arrangement von Bachs "Clavierübung" (für das er keine Note ändern musste), erweitert er mit vierzehn Miniaturen namens "Erz", eigens für ihn komponiert von seinem Lehrer Jukka Tiensuu. Die romantische Metapher vom Bergwerk als Seelenlandschaft, in der nach dem Unbewussten gegraben wird, passt. Zu "Desire" etwa, das fiebrig flirrt und taumelt, zum großen Sehnsuchts-Vibrato in "Longing" oder zum wilden Glissando in "Twister". Tiensuus Kompositionen verneigen sich nicht vor Bachs Musik, sie schießen vielmehr wie Assoziationen aus einer Variation hervor. Es ist fabelhaft, wie Patkovic die Verrücktheit und Beredsamkeit der "Erz"-Stücke in die Variationen hineinträgt und es ist ein Erlebnis, ihm zuzusehen: Sein ganzer Körper erzählt, singt und träumt die Goldberg-Variationen. Mit Ruhe und feiner Transparenz gespielt, wirkt die "Aria" heiliger als je zuvor.
Barbara Doll

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